Beobachtungen von Limikolen lassen die Herzen der meisten Vogelbeobachter*innen höher schlagen. Viele Arten sind Brutvögel des hohen Norden - der arktischen Tundra und des Taigagürtels, nur einige wenige brüten auch im Bonner Raum. Bei uns im südlichen Rheinland sind die meisten Arten daher nur auf dem Durchzug und im Spätsommer zu beobachten. Allerdings fehlen bei uns meistens die zur Rast und Nahrungsaufnahme notwendigen Schlammflächen. Äcker und Wiesen wurden drainiert, Flüsse begradigt und viele Stellen wie das Rheinufer werden zudem häufig von Menschen und Hunden frequentiert. Bei rastenden Limis denken daher viele eher an das Wattenmeer. Umso erfreulicher, dass es nach dem (wie wir alle wissen teils katastrophal) niederschlagsreichen Sommer eine geeignete Fläche bei Wachtberg-Gimmersdorf gibt, die aktuell für zahlreiche positive Überraschungen sorgt.
Zwischen einer neuen Umgehungsstraße und einer Abgrabung wurde der Oberboden abgeschoben, Pioniervegetation kam auf und nach den vielen Regenfällen entstand eine kaum wenige Hektar große Flachwasserzone, die von den benachbarten Feldwegen aus gut eingesehen werden kann. Das Gebiet lockt seit dem Spätsommer zahlreiche Vogelarten an. Stelzen rasten in großer Zahl, alle drei heimischen Schwalben jagen über dem Gebiet und in den angrenzenden Gebüschen und Hecken rasten viele Kleinvögel. Auch von Libellen wurde das Gebiet angenommen und wenig überraschend konnten auch Baumfalken beobachtet werden. Dazu kommen vorbeifliegende Greifvögel wie Rohrweihe und Fischadler, die vergleichsweise regelmäßig auf dem Durchzug bei uns auftauchen. Rastend wurden Krick- und Spießente sowie ein Schwarzstorch festgestellt. Vor allem aber konnte eine ganz ungewöhnliche Zahl an Limikolen beobachtet werden. Eine kurze Abfrage auf der Beobachtungsplattform ornitho.de ergab bisher mindestens 14 Arten:
- Kiebitz, mind. 5
- Kiebitzregenpfeifer, 1
- Sandregenpfeifer, mind. 2
- Flussregenpfeifer, mind. 3
- Kampfläufer, 6
- Alpenstrandläufer, 6
- Zwergstrandläufer, 2
- Zwergschnepfe, >1 (mehrfach im Frühjahr)
- Bekassine, mind. 33
- Waldwasserläufer, 1
- Rotschenkel, 1
- Bruchwasserläufer, mind. 9
- Dunkler Wasserläufer, 1
- Grünschenkel, 4
Die meisten Angaben sind natürlich Mindestzahlen. Wir wissen nicht, wie hoch die Fluktuation auf der Fläche ist: Einige Vögel ziehen weiter nach Süden, neue kommen hinzu und bleiben einige Tage oder auch nur ein paar Stunden. Die Zugzeit ist außerdem noch nicht vorbei und in nächster Zeit können vielleicht noch weitere Arten beobachtet werden. Die Stelle hätte leicht übersehen werden können und die hohe Zahl festgestellter Arten ist auch auf die hohe Beobachtungsaktivität vieler verschiedener Ornis zurückzuführen. Es lohnt sich also auch, andernorts geeignete Gebiete zu suchen und intensiv im eigenen Hausgebiet unterwegs zu sein.
Foto (Schwarzstorch): Markus Bretschneider