Kraniche: Massenzugtag über Bonn
Am dritten Novemberwochende 2022 erlebte die Region Bonn/Rhein-Sieg ein spektakuläres Naturschauspiel: Massenzug von Kranichen. Ab dem späten Samstagvormittag zogen tausende von Kranichen in langen Ketten und großen Keilformationen über die Region hinweg, meist in südwestlicher Richtung. Verantwortlich für die außergewöhnlich hohe Zahl ziehender Kraniche sowie den relativ späten Zeitpunkt war wohl das Phänomen der Kälteflucht - Kraniche sind Mittelstreckenzieher, die in junger Vergangenheit ihre Winterquartiere nach Norden ausgedehnt haben und in zunehmenden Teilen nun sogar in den Brutgebieten in Nordostdeutschland überwintern. Bei deutlichen Kälteeinbrüchen ziehen diese Überwinterer dann doch noch ab. Und tatsächlich fiel das dritte Novemberwochende mit dem ersten Herbstfrost überein. Auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag waren die Rufe ziehender Kraniche über den Dächern Bonns noch zu hören. Kenner werden neben den melancholisch anmutenden Rufen der erwachsenen Tiere auch das hohe Fiepen diesjähriger Jungvögel erkannt haben. Einige Trupps scheinen die Nacht in unmittelbarer Umgebung verbracht zu haben, etwa in der Eifel oder an der Ahrmündung südlich von Bonn. Und auch am Sonntagmorgen ging das rege Treiben weiter, mit großen Trupps oft in nur wenigen Minuten Abstand.
Ralph Achenbach
Foto: Kraniche - Ralph Achenbach