Der extrem trockene Sommer hat den Rheinpegel auf einen extrem niedrigen Wasserstand sinken lassen. Auch wenn die Witterung mit vielen negativen ökologischen Folgen verbunden ist, gibt es für Vogelbeobachter*innen auch einige unbestreitbare Vorteile. Während in weiten Teilen der Landschaft Rastmöglichkeiten für Wat- und Wasservögel selten geworden sind, haben die weiten Uferbereiche des Rheins nun eine große Anziehungskraft für Vögel. In den letzten Wochen wurden neben den allgegenwärtigen Lach- und Großmöwen mit großer Regelmäßigkeit Schwarzkopfmöwen, Flussuferläufer und andere interessante Durchzügler beobachtet, darunter Löffler und Fischadler. Herausragend waren die Beobachtung einer Schmarotzerraubmöwe und einer Präriemöwe. Alles Grund genug, um eine Exkursion an den Rhein zwischen Kennedy- und Nordbrücke zu machen. Der ausgewählte frühe Samstagmorgen war nach dem langen Sommer ungewöhnlich kühl und einmal kam auch ein heftiger Regenschauer hinunter. Kein Wunder, dass sich also nur vier Leute unter Leitung von Johannes Hungar trafen. Sein „local patch“ sollte uns allerdings nicht enttäuschen. Wir schauten zahlreiche Möwen durch und erfreuten uns beispielsweise an mehreren Heringsmöwen, außer ziehenden Schafstelzen und Rauchschwalben war auch eine Uferschwalbe minutenlang anwesend, ein Schwarzmilan patrouillierte am Beueler Ufer und ein überfliegender Silberreiher ist in der Innenstadtlage zu dieser Zeit auch kein alltäglicher Anblick. Auch die erhofften Limikolen ließen uns nicht im Stich: am Ufer rasteten Flussuferläufer und mit einem adulten Sandregenpfeifer gab es auch noch ein echtes Highlight. Auf dem Rückweg zur Kennedybrücke sahen wir dann auch noch zwei kurz rastende Löffelenten. Vielen Dank an Johannes für die Leitung der Exkursion!
Ende August. Der Wegzug der Zugvögel ist in vollem Gang und jetzt ist die Zeit, Agrarlandschaften und Feuchtgebiete aufzusuchen, um Gäste aus dem hohen Norden auf einem Zwischenstopp in Mitteleuropa zu treffen. Nahezu legendär sind Mornellregenpfeifer, jene Brutvögel der skandinavischen Fjälls, die bereits vor Jahrzehnten durch Bengt Bergs Buch „Mein Freund der Regenpfeifer“ für ihre geringe Scheu berühmt wurden. In Deutschland sind bisher nur wenige regelmäßig besetzte Rastplätze bekannt. Eines der bekanntesten Rastgebiete ist das Vogelschutzgebiet im Maifeld im Kreis Mayen-Koblenz. Bereits vor zwei Jahren waren wir dort und haben einen größeren Trupp entdeckt. Auch dieses Jahr stand wieder eine Exkursion an. Bereits um 7:00 Uhr waren wir vor Ort. Auf einem der ersten Felder fanden wir einen Steinschmätzer und ein Großer Brachvogel verhieß Gutes. Es dauerte aber noch eine Zeit, bis plötzlich sechs Mornells in raschem Flug ganz niedrig über eine Ackerfläche bei Einig vorbeizischten. Es sah so aus, als würden sie in der Nähe landen, also ging es in die entsprechende Richtung und tatsächlich entdeckten wir sieben adulte Mornellregenpfeifer, die sich ausgiebig ruhend, fressend, rufend und fliegend beobachten ließen. Glücklich nach dem Erfolg machte sich der Orni-Trupp auf und 20 Minuten später waren wir in Ulmen. Der flache Ulmener Weiher ist ein ausgezeichneter Rastplatz für Limikolen: Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Kampfläufer, Alpenstrandläufer und viele andere zeigten sich, teils aus geringer Distanz. Junge Wasserrallen waren ganz frei am Ufer zu sehen und ein Baumfalke flog auch vorbei. Am frühen Nachmittag ging es wieder zurück. Wir werden sicherlich nicht das letzte Mal eine Exkursion in die Vulkaneifel geplant haben.
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Am Freitag, den 27. Juli war Johannes Hungar morgens in seinem lokalen Beobachtungsgebiet am Rhein in der Bonner Innenstadt unterwegs. Bei niedrigem Wasserstand sammeln sich am linken Ufer zwischen Kennedy- und Nordbrücke regelmäßig zahlreiche Möwen. Als Johannes die vielen Lachmöwen durchschaute, fiel ihm ein Vogel besonders auf. Die schwarze Kopfkappe und das Flügelmuster waren anders als man es von europäischen Arten gewohnt ist. Es handelte sich um eine Präriemöwe, ein Brutvogel Nordamerikas und eine sehr seltene Ausnahmeerscheinung in Europa. Im Laufe des Tages konnten zahlreiche weitere Beobachter*innen den Vogel bestaunen. Auch am frühen nächsten Morgen wurde die Präriemöwe noch beobachtet. Vorbehaltlich einer Anerkennung durch die Avifaunistische Kommission der NWO war es der neunte Nachweis dieser Art in Deutschland.
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Johannes Hungar, unser zweiter Sprecher, hat angekündigt, diesen Herbst seinen Wohnsitz nach Dänemark zu verlegen. Wir danken ihm für sein großes Engagement bei der Neuaufstellung der OAG, bei der Erfassung der Möwen in Bonn, bei der Öffentlichkeitsarbeit und der aktiven Erforschung der Vogelwelt der Region. Johannes wird eine große Lücke in unserer lokalen Orniszene hinterlassen. Wir wünschen Dir alles Gute für Dich und Deine Familie im Norden!
Unser langjähriges Mitglied, BBC-Mitgründer, promovierter Biologe im professionellen Naturschutz und aktiver Orni Heiko Schmied hat sich bereit erklärt, die Aufgabe des zweiten Sprechers nun zu übernehmen. Er wurde beim heutigen OAG-Treffen ohne Gegenstimmen gewählt. Vielen Dank und viel Freude bei der neuen Aufgabe!